Unser Vorsitzender Markus Beyer durfte ein Interview im Mitarbeitermagazin „inside“ der Firma Itemis geben:
[su_document url=“https://xn--bv-brohund-deb.de/wp-content/uploads/2016/10/itemis-inside-06-Okt-16-BVBH-edition-Interview-mit-Markus-Beyer.pdf“ width=“460″ height=“320″]PDF-Dokument Nähanleitung Hundeweste Bundesverband Bürohund[/su_document]
AUF DEN BÜROHUND GEKOMMEN
Unser Video mit Bürohund Janosch aus Lünen gehört mit knapp 700 Aufrufen in nur drei Wochen zu unseren erfolgreichsten Uploads auf YouTube. Auch dem Bundesverband Bürohund e.V. (BVBH) war es ein Retweet wert und weil wir auf deren Seite schon länger als hundefreundliches Unternehmen gelistet werden, haben wir kurzerhand mit Markus Beyer, Gründer und Vorsitzender des BVBH Kontakt aufgenommen und um ein Interview gebeten. Die Antwort kam prompt und per Telefonat, dessen Mitschnitt wir euch hier präsentieren.
Welche Wirkung hat ein Bürohund auf Mitarbeiter und Unternehmen eigentlich?
“Allein die Anwesenheit eines Hundes am Arbeitsplatz fördert die Ausschüttung des Hormons Oxytocin sowohl beim Menschen, als auch beim Hund. Dadurch wird die Bildung von Stresshormonen heruntergefahren und diese biochemische Wirkung wiederum senkt die Risiken von Burn-Out, Schlaganfällen, Herzinfarkten und Depressionen.
Auch die Mitarbeiterkreativität wird erhöht. Entspannte Mitarbeiter kommen einfacher auf neue Ideen und innovative Problemlösungen.
Da es sich zudem noch positiv auf den Empathielevel des Menschen auswirkt, fördert der Bürohund die Teambildung und kann sogar Mobbingaktivitäten verhindern. Auch das Risiko durch ‘toxische Mitarbeiter’, also Kollegen, die sowohl intern, als auch nach außen hin schlecht über das Unternehmen reden, wird so gesenkt.”
Hätten Katzen im Büro einen vergleichbaren Effekt?
“Ich bin kein Experte für Katzen, weiß aber aus Gesprächen, dass die Ausschüttung von Oxytocin beim Zusammenleben mit Katzen vergleichbar zu sein scheint.
Gegen die Bürokatze sprechen jedoch einige Hindernisse. Die Katze hat ein grundlegend anderes Sozialverhalten. Der Hund braucht seine Familie, die Katze wiederum lässt uns an ihrem Leben teilhaben – wenn wir Glück haben. Außerdem mögen Katzen Standortveränderungen nicht besonders, man kann sie also nicht so einfach morgens ins Büro mitnehmen. Das bringt ihren Rhythmus durcheinander und ist daher nicht empfehlenswert.
Hunden wiederum ist das Zusammensein mit der „Familie“ wichtig und Standortwechsel werden eher als willkommenes Abenteuer betrachtet. Sie haben sich in ihrer Evolution unserem Sozialverhalten angepasst und sind längst keine Wölfe mehr. Auch die Arbeitskollegen werden bei ihnen in die Familie aufgenommen.”
Nun sagt man ja, es gäbe Hunde- und Katzenmenschen. Was, wenn im Büro mit Hund nun ein Katzenmensch anwesend ist? Hat dieser womöglich gar nichts von den Vorteilen, die einem Bürohund nachgesagt werden?
“Auch bei Katzenmenschen werden die gleichen Regionen im Hirn aktiv, wenn ein Bürohund anwesend ist und so können Katzenmenschen gar nichts dagegen tun, dass auch bei ihnen Oxytocin freigesetzt wird. Erfahrungsgemäß fängt die große Mehrheit der Menschen im Büro früher oder später an, sich mit dem Hund zu beschäftigen, ihn zu streicheln beispielsweise. Das geht soweit, dass der Hund dann morgens als erster und zwar noch vor den Kollegen begrüßt wird, ihm Leckerlis mitgebracht werden und er auch von Menschen gerne geknuddelt wird, die zuvor womöglich zurückhaltend reagierten.
Auch im Anzug knien die Menschen früher oder später vor dem Bürohund und spielen mit ihm. Wir fangen an in Babysprache mit ihm zu reden, wir lächeln, allein schon wenn wir an ihn denken. Ich meine, dass der Hund uns hilft, die gedankliche „Arbeitsuniform“ abzulegen und wir wieder menschlich werden.
Der Unterschied liegt meiner Einschätzung nach nicht zwischen Hunde- oder Katzenmenschen. Der Unterschied liegt in der eigenen Vorstellung zum Hund und ob diese Vorstellung mit Angst besetzt ist. Unser Angstzentrum im Gehirn ist somit vermutlich das größte Hindernis um den Vorteil von Oxytocin erleben zu können. Es warnt den Menschen vor tatsächlichen oder eingebildeten Gefahren und dort können sogar Phobien entstehen, also unbegründete Ängste. Ist dieses Angstzentrum zu aktiv, wird die positive Wirkung des Bürohundes unterdrückt.
Tatsächlich können sich aber auch Menschen mit Hundeangst an den Bürohund gewöhnen, was wiederum positive Auswirkungen auf die Panikgefühle, also die Phobie hat.
Phobien können tatsächlich gesundheitsgefährdend sein: eine Freundin wurde beim Anblick von Hunden zum Beispiel so panisch, dass sie die Flucht ergriff und dabei sogar auf die Straße lief. Die größte Gefahr in dieser Situation war also nicht der Hund, sondern der Verkehr und der möglicherweise in dem Moment vorbeifahrende Bus. Gegen diese Ängste helfen positive Erfahrungen und das Wissen zu den Signalen des Hundes. Sich mit dem Verhalten von Hunden zu beschäftigen hilft ängstlichen Menschen somit dabei, die irrationalen Ängste durch mehr Sicherheit zu ersetzen. ”
Der BVBH e.V. ist ehrenamtlich organisiert und wurde erst vor zweieinhalb Jahren gegründet. Welche Erfahrungen haben Sie seitdem mit dem Thema Bürohund gemacht?
“Das Thema beschäftigte mich ja schon länger, aber einen Bundesverband zu gründen – so verrückt muss man ja erst einmal sein! (lacht) In der Regel begegnet mir aber ein Lächeln. Entweder, weil ich auf Verständnis stoße, oder weil die Menschen glauben, ich würde aus der Geschlossenen anrufen. (lacht)
Wir sind nur eine kleine Gruppe bestehend aus zehn Personen. Wir hatten das alles langsamer vor, aber die Realität hat unsere Planung überrollt.
Es gab uzählige Berichte in Zeit Online, Capital, Spiegel Online, Wall Street Journal, Interviews und Gespräche bei Radio- und TV-Sendern zum Thema – am 6. Oktober bin ich zum Beispiel zwei Stunden im Deutschlandfunk zu Gast – es ist eine Wucht an positiver Resonanz und wir bekommen täglich Anfragen. Darunter sind auch Unternehmen, die bei uns wegen interner Präsentationen anfragen. Immer häufiger kommen größere Unternehmen auf uns zu und fragen “wie führen wir einen Bürohund ein?”
Bei den kleineren Unternehmen wird das unbürokratisch gehandhabt, aber vor allem für größere Unternehmen gibt es einige Regeln zu beachten. Wie sieht es zum Beispiel mit Allergikern aus? Und natürlich ist der Hund niemals Mittel zum Zweck – vielmehr müssen auch die Interessen des Hundes berücksichtigt werden. Der BVBH hat Modelle und Lösungen zur Einführung von Bürohunden erstellt, in denen wir zwischen drei Gruppen unterscheiden: Unternehmen, Mitarbeiter und natürlich die Hunde selbst.
Eins ist klar: der Trend ist nicht mehr zu stoppen, denn die Vorteile für alle Beteiligten liegen klar auf der Hand. Unsere Arbeitswelt wird sich ändern. Das System der Zirkusdirektoren hat sich überlebt.”
Wir danken Markus Beyer für das Gespräch und stellen fest: “Arbeiten ohne Bürohund ist ein Irrtum” (frei nach Carl Zuckmayr).
(jsc).